Museumsgalerie
Ausstellung bis 20. April 2025
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Ausstellung bis 20. April 2025
Tatjana Stoffel
Lebensfäden
Threads of life
Fils de la vie
Vernissage | 19. Oktober 2024
16.00 bis ca. 21.00 Uhr
Ausstellung bis 20. April 2025
In meinem künstlerischen Schaffen folge ich dem prozesshaften Ausdruck
ausgehend von einer gefühlten Erfahrung („sentience experience“), einer Impression, einem „Flirt“, innerhalb der Umgebung und Stimmung, in der ich mich gerade befinde oder einem Thema, das mich länger beschäftigt.
Der künstlerische Fokus liegt im unmittelbaren expressionistischen Ausdruck der Farb- und Materialwahl, in der Handhabung der Strich- und Pinselführung lässt sich eine Tendenz erkennen. Archetypen aus der Mythologie, symbolhafte Figuren und Wesen sowie unterbewusste Aspekte der Psyche werden dadurch bildhaft und finden durch die unterschiedlichsten Materialien und Malmedien zum personifizierten, künstlerischen Ausdruck.
Lebensfäden haben den Ursprung in unseren Ahnen. Sie beeinflussen unser Leben, unsere Art zu leben, unser Verhalten, manche Vorlieben. Lebensfäden können eng/nah nebeneinander liegen, oder sie können Welten/Kulturen umspannen.
Bei Tatjana Stoffel sind es die Fäden zwischen Europa und Amerika, zwischen den indigenen Kulturen Nordamerikas und der Kunst/Architektur Spaniens – geprägt durch ihre beiden Grossmütter und Grossväter sowie ihre Eltern – allesamt starke Persönlichkeiten.
Der Spagat zwischen diesen Einflüssen drückt sich in Tatjanas Kunstschaffen in der Vielfalt ihrer Ausdrucksformen aus: in ihren Bildern, Zeichnungen, Objekten, Ritualgegenständen, in allen Bereichen von Kunst/Handwerk/Design.
Innere Passagen, Transite, Übergänge – unterstützt durch Rituale der indigenen Kulturen sowie ihren Background (Ausbildung in Ritualmedizin/ prozessorientierte Psychologie/ Kunst/ Yoga) – begleiten Tatjanas Schaffen. Und immer steht hinter allem die grosse, ihr Leben begleitende Frage: Wo komme ich her, wo gehe ich hin?
So wie die Ahnen am Anfang unseres Lebens stehen, steht die Vergänglichkeit, der Tod am Ende jedes Lebens. Tatjana entstammt einer Textil-Dynastie, welche im 18. Jahrhundert von ihrem Ururgrossvater gegründet wurde und in St. Gallen die Textilindustrie massgeblich aufgebaut hat. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde aus wirtschaftlichen Gründen der Textil-Bereich aufgegeben. Der Kreis – das Rad – hat sich vollendet. Diese Vergänglichkeit macht die Künstlerin sichtbar in den „Erinnerungen“, den „Hinterlassenschaften“, den „Resten“, die sie in einen neuen Kontext bringt. Sie zeigt das in Installationen und Objekten, recycelt Textilmode und erweckt diese zu neuem Leben.
Der Reifen eines Rades wird gehalten von den Speichen,
aber das Leere zwischen ihnen ist das Sinnvolle beim Gebrauch. Aus nassem Ton formt man Gefässe,
aber das Leere in ihnen ermöglicht das Füllen der Krüge. Aus Holz zimmert man Türen und Fenster,
aber das Leere in ihnen macht das Haus bewohnbar. So ist das Sichtbare zwar von Nutzen,
doch das Wesentliche bleibt unsichtbar.Laotse